„Schnell, schnell, ich hab so viel zu tun!“
Wie wir durch Hektik und Eile unsere Kompetenzwirkung minimieren

Ein Meeting jagt das nächste, wir haben viel um die Ohren – und ein Termin reiht sich oft an den anderen. So sieht der berufliche Alltag für viele von uns aus. Im Kopf sind wir oft schon beim nächsten Gespräch: Was werde ich da nur sagen! Und die eine Email sollte ich vorher auch noch schnell beantworten.

Unsere Gesprächspartner:innen sind aber hier und jetzt anwesend und möchten von uns gesehen werden. Egal ob im Live-Setting oder in einem Online-Meeting. Wahrgenommen zu werden, ein Lächeln zu bekommen, ehrlich gefragt zu werden „Wie geht es dir heute?“ oder „Was ist deine Meinung zu diesem Thema?“ gehört zu den Grundbedürfnissen jeder einzelnen Person. WEITERLESEN Das ist so, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Keine Zeit für sowas? Falsch!

Schwarz-Weiß Grafik einer Frau die vor Publikum steht, die Hände vor der Brust verschränkt hat und ein Geschenk in der Hand hält
Deine Expertise und die Qualität der Übermittlung deiner Worte sind zwei ganz verschiedene Dinge! Kennst du diese Situation: Du sitzt in einem Meeting, möchtest verstehen, was deine Kollegin gerade sagt, es ist wichtig für dich! Leider spricht sie sehr schnell und alles in einer Wurst. Außerdem sitzt sie neben dir und spricht immer nach vorne, sie wendet sich nie direkt an dich und so bekommst du kaum etwas mit. Sie wirkt gestresst und du hörst ihr nicht gerne zu. Obwohl  – eigentlich hältst du sie für sehr kompetent, aber im Moment steht sie nur am Gas. Zweimal fragst du nach, aber mehr auch nicht. Du steigst aus. Dir wird langweilig. Und du ärgerst dich auch.

Die Beziehungsebene spielt die unsichtbare Hauptrolle in deiner Kommunikation!

Geht deine Kollegin aber bewusst in Kontakt zu dir und den anderen Gesprächspartner:innen, dann könnt ihr sie als Persönlichkeit spüren und: MÖGEN! Wenn wir einander mögen, wird alles sehr einfach! Wir hören gerne zu, lachen über unsere Fehler, finden schneller zu einem Konsens und sind plötzlich sehr flexibel.

Aus der Perspektive der angesprochenen Person: Wenn ich von dir mit Zuwendung und Aufmerksamkeit versorgt werde, ist mir das Gespräch angenehm, ich fühle mich gesehen und wahrgenommen und höre dir gerne zu. Ich nehme deine Worte erstmal auf. Selbst, wenn ich anderer Meinung bin, werden wir wertschätzend und ruhig miteinander reden können.

Vera Birkenbihl war eine tolle Zeichnerin, sie brachte in einer ihrer aussagekräftigen Zeichnungen die Rolle der Beziehungesebene auf den Punkt:
grafik-über-beziehungsebene mit zwei Menschen die miteinander kommunizieren

Aus dem Buch: „Signale des Körpers“ von Vera Birkenbihl

Ein Beispiel: Paula hat zwei Kinder, beide sind im Schulalter und somit ist sie mit ihrem Urlaub an die Schulferienzeiten gebunden. Ihre Kollegin Barbara hat nun aber zwei Wochen im Juli für sich reserviert, genau jene nämlich, die Paulas Mann sich auch freinehmen könnte. Was passiert, wenn die beiden Kolleginnen einander mögen und schätzen? Genau, Barbara wird auf Paulas Bitte, ihren Urlaub zu verschieben folgendes antworten: “Klar, kein Problem, du hast Schulkinder, für mich ist das egal, ich kann ja auch später Urlaub machen.“ Und wenn sie einander nicht mögen? Leider nein, Barbara hat schließlich ihren Urlaub schon gebucht.

Bewusst in Resonanz gehen – 3 Tools für dich

1.) Körpersprache – Zuwendung & Aufmerksamkeit schenken 

Wie du deine Gesprächspartnerinnen nonverbal involvierst: Versorge sie mit deiner vollen Zuwendung und Aufmerksamkeit. Die Richtung der Brustmitte ist dafür ausschlaggebend: Stelle dir hier ein warmes Licht vor, mit dem du – in Bewegung – alle anwesenden Personen anstrahlst, wenn du vor einer Gruppe sprichst. Ein imaginäres Brustlicht. Dein Brustbein soll dabei weder eingesunken noch hochgehoben sein, sondern beweglich – und schalte dein Brustlicht ein, bevor du beginnst zu sprechen.

 

Schwarz-Weiß-Grafik von drei Frauen die vor Publikum stehen und sprechen

2.) Nachfragen! Das wirkt wie Balsam auf die Mühlen der Kommunikation

„Wie siehst du das, Alexander?“, „Hast du noch Änderungswünsche, Bettina?“, „Lisa, du hattest gestern eine Idee, die ich aufgreifen möchte, nämlich die Veränderung in der Reihenfolge unserer Beiträge. Kannst du das bitte nochmal kurz wiederholen?“, „Frau Schmidt, was meinen Sie genau mit „Projekt verschieben“, welche Zeitspanne wünschen Sie sich hier?“

Mit Fragen zeigen wir Interesse. Mit Fragen rollen wir den Kolleg:innen einen roten Teppich aus. Offene Fragen schenken der angesprochenen Person Zeit. In einem Team kommt das als Wertschätzung an. „Wer fragt führt“, das kennen wir. Ein gutes Beispiel: Meine junge Kollegin Anna spricht leise und wird oft unterbrochen, obwohl sie im Team Wertvolles beizutragen hat. Wie kann ich darauf reagieren, sollte so ein Dazwischenreden mehrmals in einem Meeting vorkommen? Hier ein Vorschlag: „Anna, ich möchte hören, was du gerade sagen wolltest, es ist wichtig für uns alle. Sag es bitte nochmal, wir lassen dich jetzt auch ausreden!“

Sie wird mich dafür mögen. Soviel steht fest. Sie wird sich vielleicht sogar dafür bedanken wollen, in irgendeiner Form. Auf ihre Weise. Durch Wertschätzung, Zustimmung oder Entgegenkommen – anderswo. So fließt die Kommunikation im Team immer besser.

3.) Sprechtechnik – Punkte machen! Keep it short and simple!

Mit dem Punkt geben wir einen Satz hinüber, wir geben den Satz ab und überlassen ihn den Gesprächspartner:innen. Wie ein Geschenk. Jetzt warten wir – den Hauch eines Moments – ab, bis es angenommen wird. Erst dann sprechen wir weiter. In diesem kurzen Moment sind wir nur nonverbal – ohne Worte – in Verbindung mit den Zuhörern oder den Kolleginnen. Jetzt könnte eine Frage kommen! Ein Gegenargument! Oder etwas Kritisches! Darum hängen wir lieber sofort den nächsten Satz dran! … unbewusst natürlich.
Da kommt keiner dazwischen. Oder wir lassen den Satz punktlos in der Höhe hängen und füllen die kleine Pause mit einem ääähm…. das wird anstrengend. So hängen wir sie bald alle ab.
Schwarz-weiß-grafik von einer Frau die vor Publikum steht und der Menge ein Geschenk hinhält
Es erfordert Mut, einen Augenblick einfach nur da sein. Und den Anderen etwas Raum zum Annehmen und Verstehen zu geben. Die kurze Stille auszuhalten, ohne Eile. Damit das, was du selbst gut kennst, dort landen kann, wo du es haben möchtest: In den Ohren, Köpfen und Herzen deiner Gesprächspartner:innen. Lass Bilder in ihren Köpfen entstehen! Dafür braucht es einen Augenblick. So werden sie sich deine Worte leichter merken. Jeder Satz ist wie ein Geschenk für dein Gegenüber!

Sprich in kurzen und klaren Sätzen. Achte dabei auf Pausen und Punkte.

In dem kurzen Moment der Stille entsteht ein Bild im Kopf deiner Gesprächspartner!

Und dein Einatem kommt von alleine. Außerdem hast du Zeit, deinen nächsten Satz vorzubereiten.
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Hier ein Video für dich – Sprechen mit und ohne Punkte

Vor deinem nächsten Meeting – stelle dir deine 3 Tools zur Verfügung!

Zum Abschluss fasse ich nochmal zusammen und möchte dir folgendes auf den Weg mitgeben:
1.) Versorge alle deine Gesprächspartner mit deinem Brustlicht und damit mit deiner Zuwendung und Aufmerksamkeit.

2.) Stelle Fragen! Zeig Interesse! An ihnen persönlich, an ihrer Meinung oder beziehe dich zum Beispiel auf etwas, das eine Person aus der Gruppe schon gesagt hat und nenne dabei den betreffenden Namen.

3.) Nimm dir Zeit für diene Gesprächspartner, nimm sie bewusst wahr. Gib ihnen deine Worte und Inhalte in klaren Portionen, nämlich Satz für Satz – wie Geschenke. Rede erst weiter, wenn sie den Satz angenommen haben.

Dadurch sparst du unterm Strich Zeit, weil du alles nur einmal sagen musst – sie verstehen es nämlich gleich.

Viel Vergnügen beim Kommunizieren :-) liebe Grüße aus dem Sprechatelier
von Eva

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